Jens Nitsche schrieb am 05.11.2023 - 21:35 Uhr
Wie bin ich denn hier reingestolpert? Glatt find ich einen, an den ich mich gut erinnern kann. Maik Pietsch (Eintrag vom 2.11.19). Ja, Menschen, Jahre, Leben von Ehrenburg schleppte Jürgen Tempel an. Der wiederum hatte es von seinem Mentor Holger Böhme, heute übrigens Intendant des Theaterkahns in Dresden, Regisseur und Autor großartiger Hörspiele.
Im übrigen habe ich den besten Chronisten den man nur kriegen kann für diese Zeit, nämlich den Staatssicherheitsdienst der DDR. Drei IMs war ich ihnen wert: Oberleutnant Kaßner, Unteroffizier Schwabe und Soldat Büttner. Dolles Zeug haben sie aufgeschrieben. Wir können ja mal drin blättern. Ich lad Dich ein. In der Hütte von Meyer, Lawrenz und Schwabe hing ich öfters ab. Lawrenz konnte ganz gut Gitarre spielen, Meyer kam vom Punk und ich vom (u.a.) Free Jazz. Wir haben köstlich improvisiert und Schwabe lag in seiner Koje und hat gelauscht und nichts kapiert. Noch heute bin ich entzückt.
Wir beide, Maik, waren wohl als einzige in der Kompanie nicht in der FDJ. Ich erinnere mich gut, wie Stabsfeldwebel Behr gleich in den ersten Tagen, als es hieß einrücken zur FDJ- Versammlung, vollkommen entgeistert, ob dieser Tatsache, nach einem Moment der Starre verschwand und mit einem Aufnahmeantrag zurückkehrte, diesen auf den Tisch knallte und erneut verschwand. Er schaute ja immer so grimmig drein, dass einem das Fürchten kam. Aber er war nicht zum fürchten, wie sich herausstellte. Vielleicht ein bischen unglücklich, wie wohl so mancher dort, der sich entschlossen hatte, länger dabei zu bleiben. Zum Beispiel der Leutnant Porembski, der uns zum Politunterricht Otto Waalkes- Kassetten in den Stern- Recorder schmiss. Diese revolutionäre Tat soll unvergessen bleiben. Jedenfalls hat weder Behr noch sonst einer je wieder nach dem FDJ-Aufnahmeantrag gefragt. Na ja, so könnte ich fortfahren mit der Anekdotendreschmaschine. Es ist in der Tat so, dass die Stasi- Akte eine Menge Erinnerungsstränge belebte. Wir können ja mal Kontakt aufnehmen. Vor Jahren besuchte ich Holm in seinem Weinladen. Er meinte, Du bist Zahnarzt in W.